» Ordensgeschichte

Maria Theresia (Johanna) Haze und die Ordensgemeinschaft der Töchter vom hl. Kreuz

Vor mehr als 150 Jahren (1851) beginnt damit eine neue Ära des Hauses Aspel, die an die Spiritualität einer Irmgard von Aspel anknüpft. Und diese Anknüpfung ist mit einer weiteren Frau verbunden: mit Johanna Haze (späterer Ordensname: Mutter Maria Theresia), die 1782 in Lüttich geboren wird, mit drei gleichgesinnten Frauen eine Kommunität in Lüttich gründet und karitativ arbeitet (Armenschule, Betreuung von Hilfsbedürftigen usw.). Dies ist die Keimzelle der späteren Ordensgemeinschaft der "Töchter vom hl. Kreuz", deren offizielle Gründung in das Jahr 1833 (8. September) fällt. Sie arbeitet mit ihren Gefährtinnen in den Elendsvierteln der Industriestadt Lüttich, sorgt sich um die Straßenkinder, vermittelt ihnen die Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen), holt junge Mädchen von der Straße und gibt ihnen Nähunterricht, damit sie einen Broterwerb erlernen. Grundprinzip der Ordensgründerin ist die tätige Nächstenliebe in der Nachfolge Christi - dem Einzelnen zugewandt.

Im Laufe der Zeit expandiert der Orden sehr stark. Die Schwestern arbeiten im Wesentlichen in der Krankenpflege, der Sozialarbeit und Erziehung, besonders bei Mädchen und Frauen. Sie werden von Städten und Gemeinden angefragt, um in sozialen Brennpunkten zu helfen (Kinder-, Mädchen- und Frauenverelendung, Prostituierte, Gefängnisse), um menschliches Leid zu mindern. In den Kriegslazaretten des 19. und 20. Jahrhunderts pflegen sie die Kranken und Verletzten.

1862 gehen Schwestern nach Indien und später nach Pakistan, 1863 und in den Folgejahren nach England, Irland, Italien, Kalifornien/USA, Brasilien und 2000 von Indien aus nach Kamerun.

Im 19. und 20. Jahrhundert wirken Töchter v. hl. Kreuz in den Bistümern Münster (und später Essen), Köln und Aachen in Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen, Erziehungsheimen usw. Mitte des 20. Jahrh. (ca. 1950) zählt diese internationale Ordensgemeinschaft mit dem Mutterhaus in Lüttich zu einer der großen weiblichen Ordensgemeinschaften der kath. Kirche. Heute ist die Gemeinschaft, die etwas weniger als 1000 Schwestern zählt, weltweit in neun Ländern tätig, mit besonderem Schwerpunkt im indischen Subkontinent.

Die Beziehung von Mutter Maria Theresia zum Niederrhein und speziell zu Rees beruht auf einem besonderen Umstand: 1833 träumt sie visionsartig von Haus Aspel. Sie hat diesen Traum niemals vergessen (Elemente wie Hütte des Gärtners, Allee, Zuführung zu einem Schloss, Eichenwäldchen, Einsiedelei). Durch Beziehungen einer Reeser Familie zum Mutterhaus in Lüttich ergibt sich die Möglichkeit einer ersten Niederlassung der Ordensgemeinschaft in Deutschland (Hintergrund: Betreuung eines in Rees zu errichtenden Krankenhauses). Und gerade zu diesem Zeitpunkt steht Haus Aspel zum Verkauf an. Als Mutter Maria Theresia am 11. März 1851 mit dem Schiff nach Rees und Aspel kommt, erinnert sie sich des Traumes und sagt: „Das ist hier der Ort.“ 140 Jahre später (21. April 1991) wird die Ordensgründerin (28.02.1782 - 07.01.1876) von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. lm Eingangsbereich zur Aspeler Klosterkirche befindet sich eine große gemalte Historientafel, auf der die wichtigsten Stationen im Leben der Mutter Maria Theresia und die Tätigkeitsfelder der Gemeinschaft dargestellt sind.

Der Aufbau und Ausbau

Bald nach dem Erwerb und Einzug der Schwestern wird an den Ausbau gegangen, denn Haus Aspel ist im Grunde ein Landhaus (heutiger sog. Schlossteil) mit Wirtschaftsgebäuden, aber nicht mehr in gutem Zustand:

Einrichtung eines Mädchenpensionates (1851), das bald erweitert werden muss, 1860 wird auf alten Fundamenten der sog. Schulflügel hochgezogen als Schul- Pensionatstrakt; Einweihung der neugotischen Kirche ohne Seitenschiffe (1859), Erweiterung der Kirche (1927), Bau der Ökonomie. Erhebliche Schwierigkeiten ergeben sich in der Zeit des Preußischen Kulturkampfes für die Töchter vom hl. Kreuz, die neben dem bedeutenden Mädchenpensionat auch ein wachsendes Noviziat und das Provinzialat für die deutsche Ordensprovinz in Aspel unterhalten. Die Aspeler Schwestern müssen Haus Aspel 1875 verlassen, kehren aber 1888 zurück. Danach ergeben sich verschiedene Bauperioden von 1895 bis letztlich 1926, in denen die Gebäudetrakte in der Größe geschaffen werden, wie sie heute noch anzutreffen sind. Im Jahre 1931 zählt das Noviziat noch 90 angehende Schwestern. In der Zeit von 1851 bis 1939 hat Aspel 619 Schwestern zur Profess geführt.

Und dann beginnt der zweite Kulturkampf: 1941 werden alle Bereiche des Hauses Aspel von den Nationalsozialisten geschlossen, die dann das Haus übernehmen (NSV=Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, BDM=Bund Deutscher Mädel); außerdem dient Haus Aspel als Zwischenstation für Evakuierte und schließlich als Kriegslazarett. Als sich die Kampfzone zum Rhein hin verschiebt, wird bei den alliierten Luftangriffen am 14. und 16. Februar 1945 die Stadt Rees neben anderen niederrheinischen Städten weitgehend zerstört; Haus Aspel wird Ausweichkrankenhaus für die Stadt Rees. Infolge des fanatischen, völlig sinnlosen Abwehrkampfes von Resten eines Fallschirmjäger-Bataillons gerät Haus Aspel, das sie besetzt haben, im März noch in die Hauptkampflinie und erleidet durch Beschuss erhebliche Schäden.

Bald nach Kriegsende beginnt der Aufbau Kloster und Schule. In den Jahren 1967 bzw. 1968 werden das Provinzialat und das Noviziat nach Düsseldorf verlegt; von dort kommen sie 1990 zurück nach Haus Aspel.

1973 geht die Schule, in der Zwischenzeit schon längst zum Gymnasium weiter ausgebaut, infolge personeller Probleme in kommunale Hände über. Die Stadt Rees wird 1975 Träger des Gymnasiums, das 1986/87 in das neu erbaute Schulzentrum nach Rees am Rhein umzieht.

In den siebziger Jahren wird Haus Aspel umgebaut zu einem großen Bildungs- und Tagungsbetrieb sowie zu einer Altenerholungsstätte in den Sommermonaten unter der Leitung von Sr. Margret Schrader und ihrem Team. Die Belegungszahlen nähern sich auf fast 20.000 im Jahr. Haus Aspel ist weithin bekannt: in Nordrhein-Westfalen, vor allem in den Diözesen Münster, Köln und Essen und darüber hinaus. Der verlassene Schulflügel wird zwischenzeitlich von einer französischen religiösen Gemeinschaft genutzt. Einen Höhepunkt in der Nachkriegsgeschichte und in der öffentlichen Ausstrahlungskraft des Hauses Aspel bildet die Festwoche "900 Jahre Irmgard von Aspel" im Jahre 1985. Damit zusammenhängend: Ein i-Tüpfelchen wird Haus Aspel im wahrsten Sinne des Wortes noch aufgesetzt, als im Jahre 1996 der stumpfe Schlossturm (Kriegsfolge) eine historisch rekonstruierte, neue barocke Turmhaube erhält. Wesentlich haben sich hierfür die Freunde des Hauses Aspel tatkräftig eingesetzt, besonders initiiert von der gerade verstorbenen Anneliese Baumann, einer ehemaligen Aspeler Schülerin, und Alt-Bürgermeister Wilhelm Buckermann (+ 2004) und vielen großen und kleinen Spendern/innen.

Der Umbau und die Neukonzeption

Ende der achtziger Jahre ist abzusehen, dass die Töchter vom hl. Kreuz infolge der personellen Reduzierung (ausbleibende Eintritte in die Gemeinschaft, Überalterung) das Tagungs- und Bildungszentrum in dieser Größenordnung verantwortlich nicht mehr längerfristig werden halten können. Wohin soll die Richtung gehen?

Weittragende Entscheidungen müssen von der damaligen Provinzialoberin Sr. Gisela Maria Amian, zuvor Oberin des Klosters Haus Aspel, und ihrem Team gefällt werden. Zunächst kommt das Provinzialat unter Sr. Gisela Maria nach Aspel zurück. Man besinnt sich auf die Wurzeln der Anfänge. Der klösterliche Kernbereich bleibt bestehen, jetzt wieder erweitert durch Provinzialat und Noviziat.

1992 wurde der Tagungs- und Bildungsbereich (Gebäude im sog. Klosterhof) zu einem so genannten „Geistlichen Zentrum“ umgebaut. Jedoch zwang die finanzielle Situation (Beendigung der Bezuschussung durch das Bistum) im März 2005 nach 13 Jahren zur Schließung des Zentrums, trotz guter Auslastung.

Wieder einmal ist die Ordensgemeinschaft zu einer Neukonzeption herausgefordert.

1998 Unter der Leitung von Schwester Maria Beate Reifenberg und ihrem Beratungsteam erfolgt eine weitreichende Neukonzeption zunächst für Haus Aspel, dann aber auch für alle sozialen Einrichtungen der Gemeinschaft in Deutschland. Der ehemalige Schulflügel des Gymnasiums wird zu einem einem Alten- und Pflegeheim für ordenseigene Schwestern umgebaut, da das Haus in Immerath im Bereich von Garzweiler II der Braunkohle zum Opfer fiel.

2001 erfolgt der Einzug der Schwestern in das Irmgardisstift.

Aufgrund der geringer werdenden Schwesternzahl erfolgte in den Jahren 2003 bis 2008 eine Konzentration der Schwesterngemeinschaft in Haus Aspel. Die Bereiche, die für das Geistliche Zentrum bereitgestellt waren, wurden ab 2005 und in den folgenden Jahren von Schwestern aus den Niederlassungen in Aachen, Düsseldorf, Essen-Werden und Bad Homburg bewohnt. Die dortigen bestehenden sozialen Einrichtungen wurden an andere Träger übertragen.

Weiteres

Impressionen

Aktuelle Impressionen des Haus Aspel dargestellt in einer Galerie.

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Wirtschaft

Haus Aspel und die Wirtschaft der Region Niederrhein.

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Interview

Sr. Maria Beate spricht für die Schwestern ihrer Ordensgemeinschaft.

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Haus Aspel

Töchter vom hl. Kreuz e.V.
Haus Aspel, Aspel 1
46459 Rees

Kontakt

Telefon: +49 (0) 2850 - 18 0
Telefax: +49 (0) 2850 - 18 211
E-Mail:  orden(at)hausaspel.de